Der Griff zur Schlaftablette erscheint oft als die einfachste Lösung bei Schlafproblemen.

Benzodiazepine, Antidepressiva, Antihistaminika… die Auswahl ist groß. Da sollte doch für jedes Schlafproblem die passende Lösung dabei sein!?

Schauen wir uns die einzelnen Arten von Schlafmitteln und ihre Wirkungen einmal genauer an.

Schlafmittel und ihre Wirkung

Z-Substanzen

Benzodiazepine gehören zu den ältesten Schlafmedikamenten und werden zusammen mit den „moderneren“ Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten in Deutschland am häufigsten verordnet.

Beispiele für Benzodiazepine sind: Flurazepam, Nitrazepam, Valium, Librium, Lexotanil, Tavor.

Beispiele für Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten sind: Brotizolam, Triazolam, Zolpidem.

Wirkung:

Sie verstärken die Wirkung des Botenstoffs GABA im Gehirn. Dadurch wirken sie schlaffördernd, beruhigend und angstlösend.

Sie werden kurz vor dem Schlafengehen eingenommen, verkürzen die Einschlafzeit und helfen scheinbar, tief und fest zu schlafen.

Nachteile:

  • Nach wenigen Wochen verändern diese Medikamente die Struktur des Schlafes und können den Tiefschlaf völlig unterdrücken.
    Bei fehlendem Tiefschlaf fühlt man sich am nächsten Morgen nicht erholt, selbst wenn man lange genug geschlafen hat. Langfristig hat mangelnder Tiefschlaf viele negative Folgen für die Gesundheit.
  • Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Konzentrationsschwierigkeiten, eingeschränkte Fahrtüchtigkeit dauern oft länger an und können die Lebensqualität (und Sicherheit) am Folgetag beeinträchtigen.
  • Die Einnahme von Benzodiazepinen führt zu Gewöhnung und Abhängigkeit. Diese Gefahr ist bei Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten zwar geringer als bei Benzodiazepinen, jedoch nicht auszuschließen. Deshalb sollten alle Z-Substanzen nur kurzzeitig eingesetzt werden.
  • Nach Absetzen dieser Medikamente können Entzugserscheinungen auftreten: Schlafstörungen(🤪), Schwitzen, Unruhe, Ängstlichkeit, Lichtempfindlichkeit und Kopfschmerzen.

Antidepressiva

Antidepressiva mit überwiegend beruhigender Wirkung können auch bei Schlafstörungen eingesetzt werden. Beispiele sind Trazodan, Mirtazapin, Trimipramin, Doxepin, Amitriptylin.

Der Gewöhnungseffekt ist bei Antidepressiva nicht so stark wie bei Z-Substanzen.

Nachteile: Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Probleme beim Wasserlassen, Verstopfung, Verwirrtheit, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck und Gewichtszunahme können auftreten.

Antipsychotika

Zwei Antipsychotika sind in Deutschland für die Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen ohne schwere psychische Erkrankung zugelassen: Pipamperon und Melperon. Diese Medikamente verlangsamen alle psychischen Vorgänge, vermindern den Eigenantrieb und machen müde.

Nachteile:

  • Mögliche Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Schwitzen, Sehstörungen, Zittern, Kreislaufbeschwerden, Herzrhythmusstörungen, Depressionen können auftreten.
  • Bei Einnahme hoher Dosen kann es zu Störungen der Gesichtsmuskulatur und zur Gewichtszunahme kommen.
  • Eigentlich machen Antipsychotika weniger abhängig als Antidepressiva und Z-Substanzen. Aber: bei Einnahme über längere Zeiträume kann es zu permanenten Bewegungsstörungen im Bereich von Gesicht, Händen und Füßen kommen. Deshalb sollten sie nicht länger als 4 Wochen angewendet werden.

Antihistaminika

Antihistaminika wurden zur Behandlung von allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma entwickelt. Da sie als unerwünschte Nebenwirkung müde machen, werden sie teilweise auch als Schlafmittel eingesetzt. Diphenhydramin und Doxylamin sind rezeptfrei erhältlich.

Nachteile:

  • Bereits nach wenigen Tagen gewöhnt sich der Körper an die Tabletten und sie wirken nicht mehr so gut wie am Anfang. Wenn dann die Dosis erhöht wird, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen. Mögliche Nebenwirkungen sind: Hangover mit Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit, Herzrhythmusstörungen, erhöhter Augeninnendruck, Sehstörungen, Mundtrockenheit, Herzrasen, saures Aufstoßen, Verstopfung und Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Schwindel, Kopfschmerzen.
  • Sie dürfen nicht verwendet werden bei: grünem Star (Glaukom), einer Prostatavergrößerung, Epilepsie, akutem Asthma, in der Schwangerschaft oder Stillzeit.
  • Vereinzelte Nebenwirkungen bei älteren Menschen: Gedächtnisstörungen, Stürze und wahnhafte Zustände.

Fazit

Ein ideales Schlafmittel sollte gezielt wirken, die natürliche Schlafzyklen und die Schlafqualität wiederherstellen, gut verträglich sein und keine unerwünschten Auswirkungen haben.

Leider gibt es bisher kein Medikament, das diese Kriterien erfüllt.

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin empfiehlt deshalb, zuerst die eigene Schlafhygiene zu verbessern und eine kognitive Verhaltenstherapie in Betracht zu ziehen. Schlafmittel sollten erst als letzte Option in Betracht gezogen werden und dann nicht länger als vier Wochen eingenommen werden.

Mit anderen Worten: Verändere deine Schlafumgebung, deine Gewohnheiten, sowie dein Denken und Verhalten so, dass du wieder besser schlafen kannst. Das ist meist effektiver und auf jeden Fall sicherer als zu Medikamenten zu greifen.

Brauchst du Hilfe bei der Veränderung deiner Gewohnheiten, um endlich wieder tief erholsam zu schlafen? Lass uns reden!
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Foto: © Ca-ssis via Canva.com